Gestalttherapie
Gestaltarbeit wurzelt in der humanistischen Psychologie des 20. Jahrhunderts. Sie ist prozessorientiert: wir wenden uns dem zu, was jetzt gerade im Vordergrund ist, im gegenwärtigen Augenblick, im Vertrauen auf die Weisheit des Organismus, der die jeweils wichtigste seelische Gestalt an die Oberfläche bringt. Eine offene, nicht wertende, achtsame Grundhaltung, die auch als Präsenz beschrieben werden kann, dient als Kompass sowohl in umfassenden therapeutischen Prozessen als auch in der Klärung deutlich umrissener Fragen (offener Gestalten). Gestaltarbeit ist mehr als Psychotherapie, sie ist auch Ausdruck einer Lebenshaltung, ein Weg der Hingabe an den sich offenbarenden Lebensprozess. Die innere Arbeit beginnt mit der Zuwendung zu Stille, Raumoffenheit und Präsenz in der Zeit und lädt uns ein, auf die Botschaften unserer Wesensnatur zu horchen.
Inner Family System (IFS)
Unsere Persönlichkeit besteht aus vielen Facetten. In der Sprache des IFS bilden diese Persönlichkeitsanteile unsere „innere Familie“. Wir können die verschiedenen Anteile an ihren Gefühlen, Gedanken und Glaubenssätzen, aber auch an ihrer Art und Weise, sich im Körpererleben zu manifestieren, erkennen. Sie alle sind lebensgeschichtlich bedeutsam, das heißt, sie versuchen auf ihre besondere Art und Weise etwas für uns zu leisten. Darum gehen wir in der Arbeit auch nicht wertend mit ihnen um, sondern heißen sie alle willkommen und hören auf ihre Bedürfnisse.
Körperarbeit
In der Körperarbeit arbeiten wir mit fünf Schritten:
- Im ersten Schritt fragen wir uns, was wir machen. Wenn wir ein Thema haben, mit dem wir arbeiten wollen, identifizieren wir auf der Körperebene die Organisation des Musters, das mit diesem Thema verbunden ist. So kann Angst verschiedene Formen der Organisation haben: Wir halten den Atem an oder atmen flach, wir ziehen die Schultern hoch, spannen den Nacken an, wir krallen mit den Zehen…
- Im zweiten Schritt fragen wir uns, wie wir das machen. Wir stellen fest, dass unser seelisches Erleben eine komplexe Organisation auf körperlicher und energetischer Ebene hat.
- Dann üben wir, es mehr und weniger zu machen, um unser Gewahrsein zu intensivieren und das Muster aus seiner Erstarrung zu lösen und schließlich einen Zugang zu bekommen, wie wir es entspannen können.
- Indem wir uns dem Nullpunkt annähern, können neue Botschaften aus dem Ungeformten aufsteigen – eine Voraussetzung für Reorganisation und Selbstheilung.
- Im letzten Schritt fragen wir uns, wie wir das Erlebte im Leben umsetzen oder auch, auf welche Weise wir in das Alte zurückfallen
Kum Nye
Auch wenn Kum Nye einen in sich vollständigen Weg der Selbstentwicklung anbietet, ist es doch möglich, einzelne Aspekte im Kontext psychotherapeutischer Prozesse heraus zu greifen und vielfältigen Nutzen daraus zu ziehen. Mittels der Bewegungsübungen und durch achtsames Atmen wird unsere Fähigkeit, Erfahrung unmittelbar zu fühlen und zu „verdauen“ deutlich verbessert. Durch die Praxis der Achtsamkeit auf den Körper (Body Awareness) können wir den unruhigen Strom der Gedanken beruhigen und den Geist zugänglich machen für die Erfahrung der Stille und die nonverbale Kommunikation mit unserem inneren Potenzial. Wirkliche Heilung beinhaltet immer die Erfahrung, dass wir mit diesem Potenzial in Berührung kommen und Wege finden, es zu manifestieren. Wir beginnen zu verstehen, weshalb wir hier sind.